Trächtigkeit und Geburt der Hündin
Trächtigkeit
Trächtigkeitsdauer
Die Trächtigkeitsdauer ist definiert als der Zeitraum vom ersten Deckakt bis zur Geburt und beträgt 56 bis 72, im Mittel 63 Tage. Diese physiologische Varianz erklärt sich zum einen, da das Intervall zwischen Deckzeitpunkt und Befruchtung der Eizellen nicht konstant ist. Zum anderen hängt die Tragzeit auch von Welpen und Wurfgröße ab. Kleinere Rassen haben eine kürzere Tragzeit als größere Rassen, und große Würfe fallen i.d.R. früher als kleine Würfe.
Hormonverlauf während der Trächtigkeit:
Östrogene und Progesteron sind die während der Trächtigkeit relevanten Hormone. Östrogen wird in den Follikeln produziert. Zum Zeitpunkt der Ovulation findet sich ein Östrogen-Peak, der rasch wieder abfällt. Während der Trächtigkeit steigt der Östrogenspiegel bis zur Geburt langsam an. Östrogen bewirkt die Vorbereitung (Relaxation und Ödematisierung) der Geburtswege sowie die Ausbildung des Gesäuges im letzten Drittel der Trächtigkeit. Progesteron steigt im Verlaufe der Trächtigkeit langsam auf ein Maximum am 20 Tag an, um danach langsam wieder abzusinken. Zur Zeit der Geburt findet ein abrupter Abfall der Progesteronkonzentration statt. Progesteron ist das Hormon, das die Gravidität aufrechterhält, die Uterindrüsensekretion und Endothelproliferation fördert, die Zervix verschließt und vorzeitige Uteruskontraktionen verhindert. Progesteron reduziert so das Abortrisiko.
Temperaturverlauf während der Trächtigkeit:
Die Normaltemperatur der Hündin beträgt 38.5 - 39.0 °C. 8-10 Tage vor der Geburt sinkt sie ggr. auf ca. 38.0°C ab. 1 Tag vor der Geburt findet ein Temperaturabfall auf ca. 37°C statt. Im Verlauf der Öffnungsphase normalisiert sich die Temperatur wieder und beträgt 38.5°C. Um diese Stadien erkennen zu können, ist bei der tragenden Hündin ab dem 50. Tag der Trächtigkeit anzuraten, zweimal täglich die Rektaltemperatur zu messen und zu notieren.
Geburt
Eine wichtige Voraussetzung für einen ungestörten Geburtsablauf ist Ruhe und die gewohnte Umgebung. Streß und Unruhe in der Umgebung der gebärenden Hündin kann zur Verzögerung des Geburtsablaufes führen!
Vorbereitungsphase:
Zirka einen Tag vor der Geburt wird die Hündin unruhig, beginnt zu hecheln, Nest zu bauen o.ä. Die Vulva schwillt an / ödematisiert, und der Zervixpfropf verflüssigt sich, so daß evtl. klarer Schleim aus der Vulva abgeht.
Öffnungsphase:
In dieser Phase, die etwas 6 - 12 Stunden dauert, ist die Hündin in Geburt. Ihre Unruhe verstärkt sich, sie steht auf, legt sich wieder nieder, schaut zu den Flanken, evtl. ist leicht blutiger Ausfluß zu sehen. Zervix, Vagina und Vulva erschlaffen und werden maximal dehnbar. Gleichzeitig finden initiale Uteruskontraktionen, sog. Vorbereitungswehen, statt, die von außen nicht sichtbar sind. Am Ende der Öffnungsphase befindet sich der erste Welpe in der Zervix.
Austreibungsphase und Nachgeburtsabgang:
Jetzt wird die Bauchpresse sichtbar. Während der Trächtigkeit lagert jeder Fetus in 2 Fruchtblasen und ist über die Nabelgefäße mit der Plazenta verbunden. Während der Austreibungsphase reißt die äußere Fruchtblase immer, die innere Fruchtblase manchmal ein. In der Regel wird 10 Minuten (maximal 60 Minuten) nach dem Abgang von Fruchtwasser der erste Welpe geboren. 5 - 15 Minuten nach dem Welpen folgt der Abgang der Nachgeburt, verbunden mit grünlichem Scheidenausfluß. In der Regel frißt die Hündin die Nachgeburt, was in Einzelfällen zu Erbrechen führen kann. Oft kommen mehrere Welpen in kurzen Abständen von ca. 15 Minuten hintereinander, dann folgt eine bis zu 4 Stunden lange Pause. Die Austreibung aller Welpen und Nachgeburten ist normalerweise nach 12 Stunden abgeschlossen.
Kriterien, die ein tierärztliches Eingreifen erforderlich machen, sind:
Übertragen:
Die Hündin zeigt nach mehr als 72 Tagen nach dem letzten Deckakt auch bei gutem Allgemeinbefinden keine Anzeichen von Wehen.
Dauer der Geburtsabschnitte:
Das Intervall zwischen 2 Welpen ist größer als 4 Stunden. Die Austreibung sämtlicher Welpen dauert länger als 12 Stunden. 3. Temperaturwiederanstieg ohne Geburtsanzeichen.
Erfolgloses Pressen.
Das Einsetzen der Bauchpresse bedeutet, dass ein Welpe in Zervix oder Vagina liegt und i.d.R. innerhalb von 10 Minuten ausgestoßen werden sollte. Bei einem länger als 30 Minuten andauernden starken Pressen sollte der Tierarzt aufgesucht werden.
Grünlicher Ausfluß.
Grünlicher Ausfluß sind Fruchtwässer, d.h. die Frucht befindet sich in der Scheide, oft presst die Hündin. Beobachtet man grünlichen Ausfluß vor der Geburt des ersten Welpen ohne dass Austreibungswehen vorhanden sind, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. 6. Abnormer Scheidenausfluß: Blut, Eiter, übelriechender Ausfluß
Veränderter Allgemeinzustand:
Extreme Nervosität, extremes Hecheln, Muskelzittern, Vernachlässigen der geborenen Welpen, Stöhnen, Apathie, aufgekrümmter Rücken,…
Und denken Sie daran: Wenn Sie sich im Laufe der Geburtsüberwachung unsicher sein sollten, wird jeder Tierarzt Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Lieber einmal zu viel anrufen und nachfragen, als ein Geburtsproblem nicht zu erkennen und ein unnötiges Risiko für Hündin und Welpen einzugehen! Eine komplikationslose Geburt ist ein einmaliges und schönes Erlebnis!